Die Jungsteinzeit (Neolithikum) auf der Balkanhalbinsel umfasst chronologisch den Zeitabschnitt vom 6200 bis zum 4900 v.Chr. Das ist auch die Zeit der ersten sesshaften Landwirte und Viehzüchter in diesem Gebiet.
Die anbrechenden gesellschaftlichen Änderungen sind eng mit der „neolithischen Revolution“ verbunden, deren Errungenschaften die Grundlage für die Entwicklung aller alten Zivilisationen sind.
Nämlich von dieser Zeit datieren die ersten Lebensspuren im Tal von Kazanlak. Am bestens ist die Jungsteinkultur mit den Materialien vorgestellt, welche während der Untersuchungsarbeiten am Ortshügel von Kazanlak entdeckt wurden.
Hier sind die Hauptentwicklungsstufen der Jungsteinkultur in Thrakien dargestellt und nämlich Proto-Neolithikum (Kultur Karanovo I), Präkeramisches Neolithikum (Kultur Protokaranovo III) und Keramisches Neolithikum (Kultur Karanovo III), die mit den festgestellten im selben Zeitabschnitt im Ortshügel Karanovo zeitlich aufeinander abstimmen, wobei dieses stratigraphisches Schema der Ausgangspunkt für die spätere Urgeschichte in Südosteuropa ist.
Die untersuchten Reste von 17 Siedlungen zeugen vom durchschnittlich hohen Entwicklungsgrad der Architektur in diesem Gebiet am Anfang des 6. Jahrtausends v.Chr. Im Ausstellungssaal des Museums kann man die Pläne der Siedlungen der damaligen Bewohner des Tales sehen. Ihre Häuser hatten einen rechteckigen Plan, bestehend aus einem oder zwei Räumen. Die Wände der Gebäude waren mit Holzpfählen aufgebaut, geflochten von Haselruten und beiderseits dicht mit Lehm verputzt. Die Ausstattung auf dem Boden der Wohnungen – und nämlich Reste von Ofen und Kornlagerraum – sind an den ausgestellten graphischen Tafeln und Bildern zu sehen, welche während der Ausgrabungen am Gelände aufgenommen wurden.
Auch die zahlreichen Funde von dieser Periode sind hier thematisch ausgestellt.
Die Stein- und Bein-Arbeitsgeräte sind perfekt gefertigt und waren sehr effektiv für ihre Zeit. Hier gehören die Sicheln aus Hirschgeweih mit darin befestigtem Feuerstein, die für die Ernte von Getreidekulturen gebraucht wurden. Im Ortshügel bei Kazanlak wurde die größte Sammlung von solchen Sicheln in Südosteuropa entdeckt, bestehend aus ca. 100 Sicheln. Repräsentative Exemplare von der Sammlung sind in der Ausstellung zu sehen. Die Steinäxte und –dächsel wurden bei der Bearbeitung vom Holz genutzt, und die Feuersteinmesser und Reibgeräte dienten der feineren Bearbeitung.
Die Keramikgefäße wurden manuell gemacht und zeichnen sich in jeder Neolithikumperiode mit ihren spezifischen Formen und mit der unterschiedlichen Verzierungsweise. In den Neolithikumschichten des Hügels wurden 25 Gräber entdeckt. Am häufigsten wurden die Toten in Keimstellung begraben.
Von dem religionsmythologischen Systems der Urbewohner am Ortshügel bei Kazanlak zeugen die Statuetten von Frauengestalten, sowie die sogenannten Kultstischchen. Sie zeigen die beiden Hauptaspekte des Fruchtbarkeitskultes im Altertum, in welchem Kult nämlich die Frau die Hauptrolle gespielt hat. Die prähistorische Plastik ist aus Keramik und seltener aus weißem Marmor oder aus Stein gefertigt. Im keramischen Neolithikum erscheinen auch Männerfiguren aus Keramik, die mit dem entstehenden Kult zum Stammesführer zu verbinden sind.
Nicht an letzter Stelle sind die entdeckten vor Ort „Zierden“ oder „Schmücke“, gefertigt aus Bein oder aus raren Materialien wie weißer Marmor, Nephrit oder aus Muscheln.
Die Schmücke sind Glasperlen, Ringe, Armbänder und unterschiedliche Anhänger. Häufig sind sie aus der Muschel Spondylus, die aus der Ägäis stammt, sowie aus den Muscheln Cardium und Unio gemacht.

Amulett aus der Muschel Cardium
Die Schmücke gehörten gewisser Schicht der Bevölkerung, die höheren Sozialstatus in der antiken Gesellschaft hatten und außerdem waren diese Schmücke damals auch Symbole von sozialem Prestige
Das materielle Erbe von der Zeit des Neolithikums, entdeckt am Ortshügel bei Kazanlak, ist ein Beweis dafür, dass ihre Bewohner Träger der frühesten europäischen Zivilisation waren, die auf dem heutigen Territorium Bulgariens bis zum 6. Jahrtausend v.Chr. existiert hat.
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